Die Energie des Zerfalls. Erklärung zum russisch-georgischen Konflikt


Erklärung der Redaktion der "Velesova Sloboda" zum russisch-georgischen Konflikt

U nter unseren Bekannten gibt es Anhänger praktisch aller Strömungen der rechtsnationalen Ideologie. Einerseits ist es kein Geheimnis, daß solche Stimmungen immer größere Schichten der russischen Bevölkerung erfassen. Andererseits kann jedoch kein Zweifel daran bestehen, daß die russische nationale Ideologie in einer tiefen Krise steckt. Um so interessanter war die Frage, wie unsere Bekannten auf die Ereignisse reagiert haben, die sich im August in Südossetien zutrugen.

Im Rahmen der vorliegenden Erklärung ist es uns nicht möglich, sämtliche Nuancen der Stimmungen des politisch engagierten Teils der Russen erschöpfend zu charakterisieren. Wir begnügen uns deshalb damit, unsere unmittelbarsten Eindrücke wiederzugeben und zu schildern, welche Denkmuster für die russischen Nationalisten besonders kennzeichnend sind.

Uns fiel unangenehm auf, daß die überwältigende Mehrheit der russischen Nationalisten, darunter auch der Nationalsozialisten, die Politik des Kremls in der Ossetien- und Abchasienfrage vorbehaltlos unterstützt. Die Anti-Nato-Hysterie ist erschreckend. Es sei betont, daß wir in diesem Zusammenhang nicht von den Patrioten ganz allgemein sprechen, sondern von jenen, die sich als Nationalisten einstufen und sich zur Ansicht bekennen, die Interessen der Nation stünden über jenen des Staates. Die offen volksfeindliche, imperiale Politik, unter der die Bevölkerung Rußlands aufs schwerste leidet, fand bei eben diesen Aktivisten feurige Unterstützung. Wir verzichten hier auf eine Analyse der kostspieligen volksfeindlichen Politik des Kremls. Erstens ist dies für uns offenkundig, und zweitens existieren bereits hinreichend viele Publikationen, wo diese Tatsache mit Ziffern und Fakten bewiesen wird.

Ein weitaus geringerer Teil unserer nationalistisch denkenden Bekannten nahm eine neutrale Position ein. Es sei übrigens darauf hingewiesen, daß überraschenderweise auch die Mehrheit der Liberalen und der prowestlich Denkenden eine solche neutrale Stellung einnahm; besonders klar kam diese in der Stellungnahme Herrn Kasparows zum Ausdruck. Dies rechtfertigt ein weiteres Mal die Skepsis der westlichen Eliten bezüglich der russischen „Orangen-Revolutionäre“, die sich keinesfalls als jene konsequenten Gegner der systembildenden Tendenzen des russisch-imperialen, antidemokratischen Staates erwiesen, als die sie gerne erscheinen würden. Hier lohnt sich der Hinweis darauf, daß eine neutrale Position oder ein Schweigen de facto weit eher auf eine Unterstützung des Kremlregimes als auf eine Kritik an ihm herausläuft. In diesem Zusammenhang möchten wir besonders auf die Position jener rechten russischen Ideologen und Publizisten aufmerksam machen, die sich plötzlich mit verschiedenartigen gesellschaftspolitischen Projekten befaßten, um unter Berufung auf ihre angebliche restlose Auslastung jede Stellungnahme zum vorliegenden Problem zu verweigern. Wir möchten niemandem persönlich zu nahe treten, sondern lediglich freundschaftlich bemerken, daß eine solche Taktik ineffizient ist. Jeder Versuch, seine Meinung für sich zu behalten oder sich um eine eindeutige Stellungnahme zu drücken, muß einem unbeteiligten Beobachter hier sofort auffallen.

In der vorliegenden Situation war die Position der Nordischen Brüderschaft (NB) wahrhaft unerschütterlich und konsequent. Sie hat die imperiale Politik des Kremls von Anfang an kompromißlos verurteilt. Da ist es nur logisch, daß die NB die Position der überwältigenden Mehrheit der rechten Bewegung Rußlands, welche einen Verrat an den von ihr verkündeten Idealen darstellt, ebenso konsequent und hart kritisiert hat. Die NB verurteilte auch die Anti-Nato-Hysterie und die Zaghaftigkeit der angeblich „objektiven“, in Wirklichkeit aber eine Vogel-Strauß-Politik betreibenden Oppositionellen. Die NB, welche regelmäßig geltend macht, daß sie in dieser Frage einen einzigartigen Standpunkt einnimmt, hat diese Einzigartigkeit überzeugend unter Beweis gestellt. Wir dürfen das Verhalten der westlichen Elitegruppierungen nicht prognostizieren. Doch wenn jemand mit Menschen zusammenarbeiten will, die ehrlich an der Demontage der zivilisationsfeindlichen imperialen rußlänischen Staatsmaschinerie interessiert sind, wird er in Rußland einfach keine anderen Gesprächspartner finden als die NB. Der eine oder andere Leser mag einwenden, die NB sei zu schwach, um sich als Partner für einflußreiche politische Kräfte zu eignen. Dem pflichten wir bei; sie ist in der Tat schwach – vorderhand noch. Die Dynamik, mit der die NB innerhalb der nationalen Bewegung wächst, ist jedoch eindrucksvoll. Die NB, über die sich die meisten Konkurrenten noch gestern lustig gemacht haben, hat im Ideenspektrum der rechten Bewegung Rußlands eine stabile Position errungen. Diese Dynamik fällt um so schwerer ins Gewicht, als die meisten Widersacher der NB politisch immer instabiler und konzeptionsloser werden. Hierzu noch ein letzter Punkt: Das Potential der NB mag ja sehr klein sein, ist jedoch mitnichten gleich null, doch unserer Meinung nach ist dasjenige aller, wir wiederholen, aller anderen elitären und oppositionellen Gruppierungen der Russischen Föderation tatsächlich gleich null. Hierfür sorgt die bedingungslose Unterstützung, welche diese Kräfte der für die zivilisierte Welt unannehmbaren neo-imperialen Politik des Kremls angedeihen lassen.

Wir stellen uns hinter die Schlußfolgerungen einer Reihe von Analytikern und Prognostikern: Der Zusammenbruch der Russischen Föderation ist unvermeidlich. Die gegenwärtige neo-imperiale Schaumschlägerei zeugt nicht davon, daß man „einen Ausweg aus der Krise gefunden“ oder „neue Kräfte gesammelt“ hätte, sondern stellt eine irrationale Episode in der Agonie des Zerfalls dar. Bekanntlich kommt es bei solchen Prozessen oft vor, daß der Kranke, bildlich gesprochen, noch einen Energieanfall an den Tag legt. Diese Energie kann man auf verschiedene Arten nutzen, im Interesse verschiedener Kräfte, Gruppen, Regionen, ja ganzer Völker. Die Frage lautet nur, in den Interessen welcher Kräfte, Gruppen, Regionen und Völker diese Energie genutzt werden soll. Der russisch-georgische Konflikt hat klar gezeigt, daß die dabei freigesetzte Energie den Völkern des Kaukasus zugute kam, die dem russischen Volk rassefremd sind. Der Kreml wird auch künftig russische Menschen als Kanonenfutter einsetzen, wenn mit dieser kriminellen Politik nicht Schluß gemacht wird.

Sich dem objektiv voranschreitenden Prozeß des Zerfalls der Russischen Föderation entgegenzustemmen, ist sinnlos. Eben diese sinnlose Politik betreibt jedoch die Mehrheit der russischen Nationalpatrioten, und nicht nur dieser. Jene kurzsichtigen westlichen Politiker, die sich um den Preis erniedrigender Konzessionen bemühen, das jetzige Kremlregime zu erhalten, verhalten sich genau so unvernünftig.

Das Regime wankt. Die Russische Föderation wird zerfallen, aber alle kurzsichtigen Politiker und Aktivisten nutzen die Zerfallsenergie nicht im geringsten, obgleich diese gerade für sie zum auslösenden Funken werden könnte. Diese Energie zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzen können einzig und allein diejenigen, die sich bereits heute auf diese Entwicklung vorbereiten. Die NB bereitet sich darauf vor, diese Energie zum Nutzen des russischen Volkes zu gebrauchen. Weisen wir nochmals darauf hin, daß die NB in der gegenwärtigen Situation die einzige Kraft ist, die sich, gestützt auf eine nüchternde Analyse der vorherrschenden Tendenzen, diese Aufgabe stellt. Wir wissen nicht, welcher Erfolg der Tätigkeit der NB beschieden sein wird und einen wie großen Teil der beim Zerfall des Imperiums freigesetzten Energie für die Bewahrung des russischen Volkes und der einzigartigen russischen Zivilisation abgezweigt werden kann, doch sind wir schlicht und einfach verpflichtet, in dieser Richtung zu wirken. Andere ernstzunehmende Verteidiger besitzen die russischen Menschen gegenwärtig nämlich nicht.

September 2008


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