Die Sonnenwendfeier (Kupala) ist der wichtigste slawische Feiertag. An diesem Tag vereinigen sich Mann und Frau, Erde und Himmel, Feuer und Wasser, Tag und Nacht. An diesem Tag ehren Slawen den allmächtigen Gott, die Lebendige Mutter Erde, Slawische Götter, eigene Vorfahren, himmlische und irdische Kräfte.
Gefeiert wird auf der Wiese in der Nähe eines Waldes und eines Flusses. Die Stelle wird von den Priestern ausgewählt. Gefeiert wird von Samstag auf Sonntag (ca. 24 Stunden). Einige kommen zwei Tage davor, um die notwendigen Vorbereitungen zu treffen.
Am hellichten Tage versammelt sich die heidnische Gemeinde im Kreis um den Tempelplatz. Die Priester ehren die Götter und bringen Opfer (z.B. Brot und Honig). Die Priesterhelfer gehen im Kreis (im Uhrzeigersinn) mit dem Brot herum. Jeder im Kreis legt seine Hände auf das Brot. Preist Götter und spricht seinen Wunsch aus, z. B. wünscht sich selbst und seinen Verwandten und Bekannten Gesundheit oder seinem Land und seinem Volk Gedeihen. Danach wird eine Schale mit Honigwein im Kreis von einem zum anderen weitergereicht.
Nach der Darbietung fangen Spiele an. Verbrennung der Jarilo Puppe. Der Frühlingsgott (Jarilo) stirbt, der neue Gott (Daschdbog) wird geboren. Die Frauen beweinen Jarilo. Dabei singt man Lieder.
Aus dem Wald bringt man eine junge Birke, die mit bunten Bändern und Blumenkränzen geschmückt wird. Die Mädchen versammeln sich im Kreis um sie und singen Lieder. Sie müssen die Birke verteidigen. Junge Männer versuchen die Birke zu erstürmen. Danach wird die Birke im Fluß versenkt.
Bei Einbruch der Dunkelheit zündet man das große Feuer an. Die Versammelten laufen im Kreis um das Feuer herum. Der Kohle aus dem Feuer schreibt man schützende Kräfte zu. Sie wird im Säckchen um den Hals getragen oder zu Hause aufbewahrt.
In der Nacht zelebriert man zahlreiche Mysterien: Mädchen und Jungen finden zu einander und gehen im Fluß baden. Das soll Gesundheit für das ganze Jahr geben. Man sammelt Kräuter im Wald, die in dieser Nacht besondere heilende Kraft haben.
Die heidnischen Feierlichkeiten laufen nach einem Plan ab, der in jeder Gemeinde von den Priestern festgelegt wird. Im Handel gibt es sogar heidnische Ritualbücher. Diese Bücher sind von den Priestern geschrieben, die Heidentum seit Jahrzehnten praktizieren.